Die Kunst der Schmuckmalerei

Die Schmuckdesignerin Estelle Lagarde ist eine Meisterin ihres Fachs – vom ersten Entwurf bis zur finalen Gouache-Malerei eines Haute Joaillerie-Stücks.
Wie entsteht Haute Joaillerie? Natürlich geht es um Handwerkskunst und Edelsteine, doch beginnen wir ganz am Anfang: bei der Vorstellungskraft. Jedes Schmuckstück entsteht im Kopf und Herzen eines Künstlers, dessen Können die Vision zum Leben erweckt – beginnend mit einer Skizze und gefolgt von einer Gouache-Malerei.
Die französische Künstlerin Estelle Lagarde hört beim Zeichnen die neuesten Songs der Rockband Placebo, mischt Pigmente, schafft Schatten und verleiht ihren Gemälden Leben. Präzision und Sorgfalt sind entscheidend: Ein einziger Tropfen Wasser kann ein ganzes Werk ruinieren. Estelle, die schon früh von Bleistift auf Pinsel umstieg, hatte immer ein Gespür für Kreativität und Design. Bereits als Teenager fertigte sie Schmuckstücke mit Swarovski-Kristallen an, die sie auf dem Dorfmarkt in ihrer Heimat Haute-Savoie nahe der Schweizer Grenze verkaufte. Ihre Leidenschaft für Schmuck entdeckte sie mit 15 Jahren bei einem kurzen Praktikum in einem Juweliergeschäft – dort verliebte sie sich in Edelsteine und bewunderte die außerordentlichen Fertigkeiten und Techniken der Schmuckherstellung.
Nach ihrem Abschluss in Métiers d’Art in Paris wurde Estelle von Van Cleef & Arpels eingestellt. Dort perfektionierte sie ihre Gouache-Technik und malte einige der schönsten Haute Joaillerie-Stücke, die auf der Place Vendôme gezeigt wurden, darunter die berühmte Zip-Kette und die Snowflake-Kollektion. Anderthalb Jahre später kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück und arbeitete weiterhin für Van Cleef & Arpels – diesmal als Emaille-Malerin. Sie spezialisierte sich auf aufwendige Zifferblätter, wie etwa das ikonische Modell Pont des Amoureux der Pariser Maison.
Die Veblen Dilemma-Uhr mit Tourbillon-Komplikation. Gemalt von Estelle Lagarde für das Uhrenkonzept von BA111OD.
2018 gründete Estelle ihr eigenes Unternehmen Studio Lagarde, das sich dem Entwurf und der Gouache-Malerei widmet. In ihren Bildern bringt sie sich selbst zum Ausdruck, inspiriert von Architektur und den Wundern der Natur. Ihre kreative Freiheit spiegelt sich im Spiel mit Texturen und Farben wider. Ihre Kreativität gepaart mit Perfektionismus und Detailverliebtheit erlaubt es ihr, Tiefe, Transparenz und Brillanz in ihren erstaunlich realistischen Gouache-Malereien darzustellen. Ihre Fähigkeiten fanden schnell Anklang in sozialen Netzwerken, was zu Aufträgen internationaler Marken führte. Ihre Skizzen dienen nicht nur der Schmuckproduktion, sondern auch als Marketingmaterial und werden auf Wunsch sogar an Kunden übergeben.
Ihre Liebe zu diesem präzisen Handwerk motivierte Estelle, ihr Know-how online zu teilen. 2019 begann sie gemeinsam mit ihrem Bruder Thibaud Lagarde, Malkurse auf ihrer Website anzubieten – eine Serie von Videos und Übungen für Anfänger wie Profis. Vier Programme führen durch die Techniken zur Darstellung von Materialien wie Metall, Emaille, Leder und Intarsien sowie verschiedener Edelsteinschliffe. Diese Online-Kurse geben Einblick in ihre Arbeit und ermöglichen es, das Handwerk im eigenen Tempo zu erlernen.
Neben zahlreichen Designaufträgen arbeitet Estelle auch an ihrer eigenen Schmuckmarke, deren offizieller Launch für 2023 geplant ist. In der Zwischenzeit nimmt eine Kollektion aus farbenprächtigen Edelsteinen Form an. Ihr erster Ring, „Espoir“, gibt einen spannenden Ausblick auf ihre zukünftigen Kreationen. Dieser Cocktailring vereint Cabochons, ovale und tropfenförmige Edelsteine – darunter Saphire, Smaragde und Diamanten – gefasst in Weißgold. Wie der Name andeutet, symbolisieren die Farben in Blau- und Grüntönen Ruhe und Hoffnung. Estelles Schmuck wird in Frankreich handgefertigt – mit Fokus auf traditionelles Handwerk und natürliche Edelsteine.
Der Ring „Espoir“ aus Estelle Lagardes erster Schmuckkollektion besteht aus Weißgold und ist mit Smaragden, Saphiren, Paraiba-Turmalinen, Topasen, Aquamarinen und Diamanten besetzt.
Estelle präsentierte sich erstmals im Mai 2022 auf der Messe GemGenève. Dort stellte sie ihre Kunstwerke vor und hielt mehrere Malkurse ab. Die Künstlerin demonstrierte auch live ihre Technik, sodass Besucher ihr Talent aus nächster Nähe erleben konnten.